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Blog Post

Artgerechte Haltung von Muttertieren

  • von Judith Pirhofer
  • 10 Mai, 2019

Die artgerechte Haltung von Muttertieren

„Was haben Sie die letzten 12 Jahre gemacht?“

„Nix.“

„Wie! Nix!“

„Ich habe vier Söhne bekommen.“

Bekommen! Klingt wie geschenkt bekommen. Mit einem Paket nach Hause geliefert – von einem schlecht bezahlten Fahrer, der von den sechzehn Stunden, die er arbeitet, acht Stunden auf eigene Kosten unterwegs ist.

„Fortbildungsmaßnahmen über die Arbeitsagentur?“

„Keine.“

„Warum?“

„Die Zeit war nicht da.“

Er dachte an seine Frau. Warum in alles in der Welt dachte er jetzt an seine Frau. Vielleicht war es die hochgeschlossene weiße Bluse, die so akkurat gebügelt war. Um zu erahnen, was sich darunter befand, musste er schon tief nach unten blicken. Vielleicht war es auch der langweilige schwarze Rock oder die schwarzen Ballerinas. Trotzdem sah sein Gegenüber sehr sympathisch aus. Das fand er seine Frau ja auch.

„Zehn-Finger-System?“

Ines rauschte ins Zimmer, seine Assistentin. Unter der Seidenbluse wippte etwas, war mindestens so in Bewegung, wie die Hüften unter dem engen Bleistiftrock. Bei ihr hätte er eine echte Chance. Er blockte immer wieder ab, wusste nicht warum.

„Kürzlich habe ich die Kündigung für mein Zeitschriftenabo geschrieben. Habe zwanzig Minuten gebraucht.“

„Zwanzig Minunten!“

Ja ist die dabei eingeschlafen.

„Ich schrieb gerade unsere Adresse und begann mit dem Empfänger: Medienagentur … , da kam mein Sohn mit einem blauen Auge bei der Tür herein. Jemand hatte seinen Bruder einen Deppen genannt. Ich legte einen gekühlten Teebeutel auf das blaue Auge, beteuerte, dass er alles richtig gemacht hat und schrieb weiter.

„Und dann?“

„Dann suchte ich die Abonummer und Kundennummer aus den Unterlagen und das Telefon klingelte. Eltern waren sehr aufgebracht, weil auch ihr Kind ein blaues Auge hatte. Ich ignorierte ihr Anliegen höflich und schrieb weiter.“

„Warum ignorieren?“

„Wer meinen Sohn einen Deppen nennt, darf eins auf die Nase bekommen.“

„Und dann?“

„Ich schrieb gerade: Sehr geehrte Damen und Herren, hiermit kündige .., dann kam mein dritter mit einer Schürfwunde am Knie bei der Tür rein. Ich desinfizierte sie und schickte ihn wieder nach draußen zum Spielen.“

„Und dann?“

„Ich schrieb: Hiermit kündige ich mein oben genanntes Zeitschriften-Abo zum nächstmöglichen Zeitpunkt und bitte um Bestätigung. Dann kam mein Mann nach Hause und ich schaltete den Dampfgarer und das Nudelwasser ein.“

„Sie haben gekocht, während Sie am Computer saßen?“

„Ja, mein Mann verdient den Lebensunterhalt. Ein warmes Essen ist da das Mindeste, was er erwarten kann.“

„Und dann?“

„Ich schrieb: Mit freundlichen Grüßen, Maria Meier. Dann holte ich ein passendes Kuvert.“

Er dachte kurz über diese zwanzig Minuten nach.

„Kenntnisse in Excel?“

„Das ist das neue Computer-Programm, mit dem man auch rechnen kann.“

Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und betrachtete ihre schön hochgesteckten Haare und ihre blauen Augen. Hatte er schon einmal Augen gesehen, die so ehrlich und authentisch wirkten?

Er würde Sie einstellen. Nicht als Datenerfasserin und als Assistenz schon gar nicht. Er spürte auf einmal, dass seine Firma etwas Menschliches brauchte. Jemanden, der Mitarbeitergespräche führte und Schulungen machte. Diese Frau war die Richtige.

 

von Judith Pirhofer 04 Sept., 2019
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